Kanzleiwebseite: unter die Motorhaube geschaut

Eine gute Kanzei-Webseite braucht ein gutes Design, aber ist das schon alles? Nein!

Wissen teilen statt Bücher verstecken!

Bedenken Sie: die Menschen kommen über welchen Weg auch immer auf Ihre Webseite vermutlich, weil sie ein rechtliches Problem oder eine Frage haben. Jetzt ist es an Ihnen, zu überzeugen. Unser Rat: positionieren Sie sich als Experte für Ihr spezielles Rechtsgebiet. Am besten geht das, indem Sie Ihre Kenntnisse verraten. Es ist klar, dass das für Bücher-Verstecker eine wilde Idee ist…
Aber bedenken Sie: Informationssammler, die nur kostenlos eine Rechtsfrage beantwortet haben wollen, die suchen sich ihre Informationen sowieso aus dem Netz und geben kein Geld für einen Anwalt aus. Oder erst dann, wenn sie mit den juristischen Fundstücken von Google auf die Nase gefallen sind. Dann sind Sie aber schon als möglicher Experte im Hinterkopf und werden möglicherweise mandatiert. Also: Bücher-Verstecken war an der Uni, jetzt raus mit dem Wissen und alles auf die Webseite, was Mehrwert bietet!

Klare Nutzerführung auf der Webseite und dahinter

Nun haben Sie ganz fleissig Ihr Wissen geteilt und viel geschrieben. Führen wir uns jetzt das Ziel der Webseite vor Augen: Besucher zu Mandanten machen. Das funktioniert am besten, wenn man eine einfache Kontaktaufnahme ermöglicht. Und zwar an allen Stellen, an denen der Besucher geneigt sein könnte, Ihre Leistungen in Anspruch zu nehmen. Das könnte sein am Ende eine Blogartikels, oder zwischendrin. Die meisten Kanzleien, deren Webseiten wir untersucht haben scheinen die Kontaktaufnahme geradezu verhindern zu wollen. Oftmals gibt es nicht einmal ein Kontaktformular, sondern der potentielle Mandant muss sich die Kontaktdaten aus dem Impressum heraussuchen. Abend oder Mittagspause und keiner am Telefon? Jetzt hat Ihr Konkurrent das Mandat. Integrieren Sie Kontakt-Banner überall dort, wo es Ihnen sinnvoll erscheint. Und zwar auf jeder(!) Seite. Kanzleien, die gerne skalieren möchten, organisieren an dieser Stelle die Kontaktaufnahme professionell: Gespräche werden an ein Callcenter wie E-Büro o.ä. 24/7 weitergeleitet, eingesammelte Anfragen gehen direkt in ein CRM-System wie Hubspot. Der potentielle Mandant wird sofort automatisch informiert, dass seine Anfrage eingegangen ist und man sich um sein Anliegen kümmert. Fehlen an dieser Stelle noch benötigte Unterlagen (was meistens so ist) – fordern Sie in einer automatischen E-Mail den potentiellen Mandanten auf, diese zur Prüfung des Vorgangs hereinzuschicken. Oder versenden Sie die benötigte Vollmacht und Mandatsbedingungen an dieser Stelle automatisiert. So spielen Sie den Ball zurück und der potentielle Mandant fühlt sich hervorragend betreut.

Positionieren Sie sich!

Ein wesentlicher Baustein unserer Arbeit ist das gemeinsame Entwickeln einer Positionierung und idealerweise leitet sich daraus ein konkretes Rechtsprodukt ab, das erfolgreich vermarktet werden kann. Es muss klar werden, wofür Sie stehen, und weshalb der Besucher nun mit Ihnen und nicht mit einem der 165.000 weiteren in Deutschland ebenfalls zur Anwaltschaft zugelassenen Juristen Kontakt aufnehmen sollte. Ohne klare Positionierung befindet sich Ihre Webseite strategisch im Blindflug – und Sie können nur hoffen, dass jemand anruft. Ziel ist aber, diese Anrufe oder Nachrichten über das Kontaktformular gezielt herbeizuführen. Das unterscheidet idealerweise Ihre Webseite von denen, die Sie von Designern um die Ecke machen lassen können, die am nächsten Tag die Speisekarte für eine Pizzeria gestalten. Vielleicht vergleichen Sie es gedanklich mit jemandem, der zwar eine sehr gute Klageschrift verfassen kann, aber nicht weiss, wie man sie zustellt. Ohne diese klare Positionierung denken Sie auch bitte gar nicht erst daran, bei Google oder Facebook Ihre Kreditkarte zu hinterlegen und „ein bisschen Werbung“ zu schalten. Das geht ins Auge!

Die Technik unter der Motorhaube

Die erste wichtige Entscheidung, die Sie treffen müssen ist das Hosting. Vermutlich sind Sie mit Ihrer Domain bereits von Strato oder 1&1 oder United-Domains als Kunde gecatcht worden. Das sind jedoch sogenannte Massenhoster. Das bedeutet, Sie teilen sich die Reputation Ihrer Domain mit tausenden anderen Webseitenbetreibern. Was wiederum auch Einfluss darauf haben kann, ob Ihre Mails im Spamfilter landen.

Unterscheiden wir drei Bereiche:

  1. Wo liegt die Domain? Das ist ziemlich egal, die kann ruhig bei Strato oder einem Massendomainregistrar bleiben. Hautsache billig. Sollten Sie allerdings skalieren wollen, so empfehlen wir auch die Domain zu einem stabilen mittelständischen Hoster umzuziehen. Hetzner ist hier eine gute Adresse, es gibt aber auch andere. Der Grund: zum Skalieren der Kanzlei sind individuelle Einstellungen in den DNS-Einträgen notwendig. Das ist bei den Massenhostern teilweise entweder extrem kompliziert oder schlicht nicht ausreichend möglich.
  2. Der Webspace: stellen Sie sich das vor wie ein Ordner, in dem Ihre Webseite abgelegt ist. Hier ist darauf zu achten, eine robuste professionelle Lösung zu wählen. Für die Skalierung Ihrer Kanzlei ist wichtig, dass Sie Bandbreite und Speicher problemlos erweitern können ohne dass ein Umzug des Projekts notwendig wird. Wir empfehlen hier derzeit Cloudways. Es gibt aber auch andere gute Anbieter, aber achten Sie auf Skalierbarkeit. Ein Vorteil dort sind auch die regelmässigen Backups sowie eine Entwicklungsumgebung. Wenn Sie Änderungen an Ihrer Webseite vornehmen, kann es manchmal passieren, dass Sie aus Versehen die ganze Seite „abschiessen“. Ist jedem schonmal passiert – ärgerlich ist nur, wenn dann alles kaputt ist und nicht per Knopfdruck auf den letzten Stand gesetzt werden kann.
  3. E-Mails: wir setzen in den Kanzleien, in denen wir es beeinflussen dürfen oder man auf uns hört üblicherweise G-Suite von Google ein. Dort können alle E-Mail-Adressen zentral verwaltet und konfiguriert werden, gemeinsame Kalender organisiert werden, Dokumente gemeinsam verwaltet werden und viele schöne Dinge mehr. Wir kennen die Compliance-Bedenken, die einige hier haben. Aber entscheiden Sie selbst. Soweit hier bekannt sollte das GDPR-konform sein.

Zur Technik der Webseite selbst:

Unsere Strategie generell bei der Auswahl der Tools ist die Verbreitung und die Leistungsfähigkeit. Ihnen bringt kein von einem hervorragenden Entwickler selbst programmiertes Content-Management-System etwas, das Sie in diesem Leben nicht zu bedienen lernen werden oder Sie lebenslänglich an diesen Entwickler bindet. Stichwort „Kundenbindung“.

Das Content-Management-System: WordPress

WordPress ist das meistgenutzte CMS seit Jahren. Vorteil: es wird ständig weiterentwickelt von vielen unterschiedlichen Entwicklern, es gibt ohne Ende Plugins und Schnittstellen zu allen denkbaren Drittsystemen, und, ganz wichtig es ist weitgehend intuitiv zu bedienen. Den Aufbau der Webseite sollte man Profis übergeben, aber eine schnelle Änderung am Impressum oder einen Blogbeitrag einpflegen werden Sie auch falls Sie der technikfeindlichste Jurist auf Erden sein sollten, in einer halben Stunde erlernen! Da haben Sie bereits wesentlich komplexere Dinge gemeistert! Die Grundidee eines CMS ist es, Design und Technik strukturell von den Inhalten abzutrennen. So können Sie Mitarbeitern Zugang ermöglichen, die zwar Artikel schreiben dürfen, aber beispielsweise keine sonstigen Änderungen vornehmen können. Oder Sie wollen irgendwann das Design ändern ohne die Inhalte zu verlieren, bzw. die mühsam bei Google registrierten Unterseiten abschiessen. Dafür ein CMS.

Das Theme

Unter Theme versteht man die Designvorlage. Achten Sie hierbei darauf, ein Theme zu verwenden, das sehr verbreitet ist. Nehmen Sie kein kostenloses sondern investieren Sie 50-100 Euro in ein robustes und umfangreiches Theme. Diese Webseite ist beispielsweise mit Flatsome erstellt worden. Aber auch dazu gibt es gute und hübsche Alternativen. Diese Themes beinhalten massenhaft Designvorlagen aus denen Sie auswählen können wie Sie es möchten.

Plugins

Folgende Plugins sind auf dieser Webseite hier im Einsatz und eine ähnliche Konfiguration nehmen wir auch bei Kanzleiwebseiten vor:

  1. Google Site Kit – integriert nahtlos die Dienste Analytics und Search Console, sowie einen Speed-Test in Ihre Webseite
  2. Jetpack – nutzen wir hier hauptsächlich um Blogbeiträge automatisch bei Facebook und LinkedIn zu veröffentlichen
  3. Hubspot-Plugin – verknüpft unser CRM-System mit der Webseite. Dieses platziert auch gleich den Facebook- und LinkedIn-Trackingcode auf der Webseite. Wunderbare Analyse und Auswertungsmöglichkeiten. Datenschützer bitte weghören 🙂 Aber ist auch GDPR-konform
  4. Simple Custom CSS and JS – ein einfaches Plugin, mit dem sich jedweder Code auf der Seite platzieren lässt ohne als Laie am Quellcode herumzuexperimentieren
  5. WP Amazon SES SMTP – auch wenn oben für die Kanzlei-E-Mails Google empfohlen wurde – auf der Webseite setzen wir (in eigener Sache) den Mailversand von Amazon ein, da er keinerlei mengenmässigen Beschränkungen unterliegt wie das bei Google der Fall ist. Für eine Kanzlei ohne Massenverfahren reicht allerdings G-Suite von Google völlig aus.
  6. WP DSGVO Tools (GDPR) – erstellt die ganzen nervigen Rechtstexte rund um Datenschutz usw. Man gibt einfach an, welche Plugins man auf der Seite nutzt und das Plugin erstellt eine hoffentlich rechtssichere Datenschutzseite und stellt Nutzern die Möglichkeit zur Verfügung, die gespeicherten Daten abzurufen etc.
  7. XML Sitemap & Google News – erstellt eine Sitemap, damit der Google-Crawler die Seite leichter findet
  8. Yoast SEO – optimiert die SEO-Tauglichkeit der Seite. recht spannend, einfach einmal reindenken lohnt sich
  9. Duplicate Post – um schnell eine Seite zu duplizieren, beispielsweise für verschiedene Danke-Seiten
  10. 10 Klicktipp für E-Mail-Marketing

Je nach Zielsetzung der Webseite kommen auch andere Konfigurationen zum Einsatz. Diese Liste hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit in Ihrem konkreten Falle.

Wenn Sie sich jetzt sagen: das kriege ich mit diesen Informationen ja eigentlich auch selbst hin – dann denken Sie zurück an unseren oben beschriebenen Rechtssuchenden, und warum er mit seinem Rechtsproblem bei Ihnen besser aufgehoben ist, als sich das Knowhow aus dem Internet zusammenzusuchen: auf die Umsetzung kommt es an!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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